Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nasennebenhöhlenentzündung Lässt sich eine chronische Sinusitis natürlich heilen?
Bei akuter Nasennebenhöhlenentzündung reichen meist die Heilkräfte der Natur. Doch wie steht die Chance, eine chronische Sinusitis natürlich zu heilen?
Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Fachbegriff: Sinusitis) ist für gewöhnlich bald wieder überstanden – selbst ohne Behandlung. Mitunter heilt die Entzündung aber nicht richtig und kehrt immer wieder. Das passiert vor allem dann, wenn Schleim aus Nase und Nebenhöhlen nicht abfließen kann. Mögliche Folgen sind bleibende Veränderungen der dortigen Schleimhäute und eine chronische Sinusitis.
Mehr erfahren
Lesen Sie hierzu auch unsere Artikel "Nasennebenhöhlenentzündung – welche Dauer ist zu erwarten?" und "Nasennebenhöhlenentzündung – wann zum Arzt?".
Häufig entsteht eine chronische Sinusitis durch Allergien (wie Heuschnupfen oder Hausstauballergie), bei denen die Nasenschleimhaut entzündet und geschwollen ist. Anatomische Besonderheiten oder krankhafte Veränderungen im Bereich der Nase (wie Nasenpolypen) erhöhen ebenfalls das Risiko für eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Überdies stecken manchmal Zahnprobleme und selten schwerwiegende Erkrankungen (wie eine Immunschwäche oder Mukoviszidose) dahinter.
Chronische Sinusitis örtlich behandeln
Unabhängig von ihrer Ursache ist eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung oft sehr belastend. Schuld ist vor allem die eingeschränkte Nasenatmung: Diese kann den Schlaf derart stören, dass Leistungsfähigkeit und Lebensqualität massiv leiden. Doch schon mit örtlichen Maßnahmen lässt sich eine chronische Sinusitis häufig wirksam behandeln – auch auf natürliche Weise. Fachleute empfehlen meist
- Nasensprays, die Glukokortikoide ("Kortison") enthalten: Diese fördern die Heilung der entzündeten Schleimhäute und lassen Polypen – falls vorhanden – kleiner werden.
- Nasenspülungen mit Kochsalzlösungen: Dazu eignen sich salzhaltige Nasentropfen oder Nasensprays und/oder eine Nasendusche.
Mehr erfahren
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Kann Kortison-Nasenspray schwere Nebenwirkungen haben?"
Natürlich behandeln: ja – heilen: nein
Die örtliche Behandlung vermag eine chronische Sinusitis aber nicht zu heilen – weder natürlich noch mit "Kortison". Stattdessen besteht das Ziel darin, die Beschwerden der Nasennebenhöhlenentzündung in den Griff zu bekommen und so die Lebensqualität zu verbessern. Manche Betroffene benötigen dazu allerdings zusätzlich weitere Maßnahmen, zum Beispiel:
- antiallergische Medikamente (Antihistaminika), um eine Allergie zu behandeln,
- spezielle Medikamente, um eine Infektion zu heilen (etwa Antibiotika gegen Bakterien), oder
- operative Eingriffe, um eine Abflussstörung zu beseitigen.
Dennoch zählen Nasenspülungen mit reiner Kochsalzlösung zur Standardbehandlung. Täglich angewendet können sie die Beschwerden einer chronischen Sinusitis nachweislich lindern. Ihre natürliche Wirkung besteht darin, dass sie
- die Nasenschleimhaut befeuchten,
- allergieauslösende und andere Reizstoffe sowie Krankheitserreger aus der Nase herausspülen und
- den Schleim verflüssigen und somit aus der Nase befördern – wodurch letztlich auch Schleim aus den Nasennebenhöhlen besser abfließen kann.
Welches Salz die Lösungen enthalten – ob etwa klassisches Speisesalz oder Meersalz – spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist hingegen, wie viel Salz es ist. Grundsätzlich sind physiologische (bzw. isotone) Salzlösungen bei chronischer Sinusitis vorzuziehen: Deren Salzgehalt entspricht der natürlichen Salzkonzentration in Zell- und Körperflüssigkeiten. Dadurch sind sie schonender und normalerweise uneingeschränkt geeignet.
Salzhaltige Nasensprays oder -tropfen
Salzhaltige Nasensprays oder -tropfen sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich: als isotone oder hypertone Salzlösungen mit oder ohne natürliche oder künstlich hergestellte Zusätze. Gegen eine chronische Sinusitis haben sich isotone Mittel bewährt, die nur aus Wasser und Salz bestehen.
Zwar soll der höhere Salzgehalt in hypertonen Mitteln die Nasenschleimhaut zum Abschwellen bringen – diese Wirkung hält aber nur kurz an und ist kaum zu spüren. Gleichzeitig verursachen hypertone Nasensprays und -tropfen öfter Nebenwirkungen wie ein Brennen in der Nase. Um eine chronische Sinusitis zu behandeln, sind sie daher weniger empfehlenswert.
Wichtiger Hinweis
Abschwellende Nasensprays oder -tropfen (sogenannte Dekongestiva) sind bei chronischer Sinusitis ungeeignet. Sinnvoll sind sie nur bei akuter Nasennebenhöhlenentzündung – und dann nicht länger als eine Woche, da sonst die Nasenschleimhaut dauerhaft anschwellen kann. Bei Salzlösungen besteht dieses Risiko nicht.
Einige salzhaltige Nasensprays oder -tropfen haben weitere natürliche oder künstlich hergestellte Inhaltsstoffe, die eine pflegende Wirkung haben sollen. Ein Beispiel für einen natürlichen Pflegezusatz ist Aloe vera. Ob und inwiefern solche Zusätze bei chronischer Sinusitis vorteilhaft sind, ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Klar abzuraten ist von salzhaltigen Nasensprays und -tropfen, die ätherische Öle enthalten. Denn diese können allergische Reaktionen hervorrufen. Gleichzeitig ist nicht nachgewiesen, dass ätherische Öle den Nutzen von Salzlösungen bei chronischer Sinusitis steigern – egal, ob sie natürlich oder künstlich hergestellt wurden.
Nasenspülungen per Nasendusche
Wer die Nase gründlich durchspülen möchte, um eine chronische Sinusitis zu behandeln, braucht dazu eine Nasendusche, Leitungswasser und Salz. Nasenduschen und Nasenspülsalz sind etwa in Apotheken und Drogerien erhältlich. Für die Salzlösung ist aber auch Speisesalz geeignet. In jedem Fall gilt: Die Lösung vor jedem Gebrauch frisch herstellen und Überschüssiges wegschütten.
Gut zu wissen
So können Sie eine isotone Salzlösung selbst machen: 4,5 Gramm Kochsalz (ca. 1 Teelöffel) – ohne Zusätze wie Jod oder Fluorid – in 0,5 Liter lauwarmem Wasser auflösen.
Chronische Sinusitis "von innen" behandeln
Es gibt noch viele andere Mittel zur Behandlung einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung – darunter natürliche Auszüge (Extrakte) aus verschiedenen Pflanzen zum Einnehmen. Ob und inwieweit solche Phytotherapeutika gegen eine chronische Sinusitis helfen, ist häufig noch unklar.
Zumindest leicht positive Auswirkungen auf eine chronische Sinusitis hat nach derzeitigem Wissensstand ein Extrakt aus Ampfer, Gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume. Zudem kann womöglich der aus Ananas gewonnene natürliche Wirkstoff Bromelain die Beschwerden chronischer Nasennebenhöhlenentzündungen verbessern.
Insgesamt liegen jedoch zu wenig Daten vor, um eine klare Empfehlung für oder gegen Phytotherapeutika bei chronischer Sinusitis auszusprechen. Gleiches gilt übrigens auch für die Einnahme von Zink, örtliche Wärmeanwendungen mithilfe von Infrarotlicht oder Akupunktur.
Fazit: Es ist nicht möglich, eine chronische Sinusitis natürlich zu heilen. Natürliche Behandlungsmethoden – allen voran regelmäßige Nasenspülungen mit Salzlösungen – können aber dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Nasennebenhöhlenentzündung, chronische". Online-Informationen des Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Hrsg.): www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 11.4.2023)
- "Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 28.03.2023)
- "Nasennebenhöhlenentzündung: So wird der Kopf wieder frei". Online-Informationen der Stiftung Warentest: www.test.de (Stand: 21.11.2022)
- "Chronische Sinusitis". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 10.11.2021)
- "Nasensprays mit Salz im Test: Pur ist Trumpf." Online-Informationen der Stiftung Warentest: www.test.de (Stand: 19.10.2022)
- "Behandlung einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 27.1.2021)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM): "Rhinosinusitis" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 017/049 (Stand: 7.4.2017)